Diese Veranstaltung wird wegen des Coronavirus offiziell abgesagt!
In Halle (Saale) sind alle Schulen, Kitas und Horteinrichtungen bis einschließlich 27. März geschlossen. Und alle öffentlichen Veranstaltungen sind untersagt.
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Krystina, Johanna, Hildegard. Sechs Stunden blieben ihnen, um zu wählen, was noch zu sagen ist und wem. Sechs Stunden bis zum sicheren Tod, kühl und professionell organisiert in Nazideutschland. Hier vor dem leeren Blatt Papier tickt die Zeit plötzlich anders…
Die Lesung verfolgt minutiös, wie aus kaltem Gesetzestext ein heißes Ringen um das Leben und die Vernunft wird, was Zellenhaft mit Frauen macht und welche Interessen Dritte an der Verwendung der Körper nach der Hinrichtung anmelden durften.
Es sind oft Bagatelldelikte, für die sie von den Nazi-Sondergerichten verurteilt wurden: Frauen, Mütter, Arbeiterinnen, aber auch stolze Widerstandskämpferinnen gegen dieses System. Im szenischen Arrangement von Sandra Bringer lässt Figurenspielerin Julia Raab einige der 43 Frauen, die während der Nazi-Diktatur im Halleschen „Roten Ochsen“ durch das Fallbeil starben, zu Wort kommen.
Durch Mittel des Objekt- und Figurentheaters werden die schockierenden Dokumente der Unmenschlichkeit und die in diesem Zusammenhang entstandenen letzten Briefe der Frauen in einen ergreifenden Dialog gesetzt.
Die szenische Lesung entstand in Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt und der Gedenkstätte Roter Ochse in Halle (Saale).
„Frau Raab vermag das Publikum durch ihr ebenso packendes wie präzises Spiel zu überzeugen. Zusammen mit ihr begibt sich das Publikum gleichsam auf eine Zeitreise in die düsterste Epoche der jüngeren deutschen Geschichte. Indem sie die Zuschauerinnen und Zuschauer mit offiziellen Verlautbarungen des NS-Regimes und seiner Protagonisten sowie Auszügen aus den Briefen dreier zum Tode verurteilter Menschen konfrontiert, vermag sie sie zu einer Auseinandersetzung mit der verhängnisvolle Rolle der Justiz im Nationalsozialismus anzuregen. Die breite Modulationsfähigkeit ihrer Stimme wirkungsvoll einsetzend, verkörpert sie gekonnt unterschiedliche Charaktere und Personen. Ihre künstlerische Darbietung ermöglicht einen unmittelbaren emphatischen Zugang zu der ebenso schwierigen wie beklemmenden Thematik.“
Kai Langer, Gedenkstättenleiter, Stitung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt
„Über die Schrecken des Nationalsozialismus zu lesen, macht auf vielfältige Weise fassungslos. Szenen dieser verdrehten Welt aber als Zuschauerin „mitzuerleben“, macht auf eine ganze eigene Weise befangen. Wie Julia Raab dem Schicksal einiger weniger Menschen mit bewusst bescheiden gehaltenen darstellerischen Mitteln nachgeht (Inszenierung von Sandra Bringer) und dabei doch einen Bogen über das große Ganze zieht, ist beeindruckend. Vom ersten Moment an wird deutlich, wie perfide und oft absurd das Justizsystem des NS-Staats war, in dem das Unrecht zum Recht verdrehte wurde. Eine gelungene szenisch-textliche Aufbereitung!“
Gabriele Brakebusch, Landtagspräsidentin, Landtag Sachsen-Anhalt