Im Rahmen meines zweiten Residenz-Stipendiums vom Fonds Darstellende Künste e.V. und dem Netzwerk Freie Theater mit dem Partnertheater WUK Theater Quartier Halle recherchiere ich zum Thema Zwangsausiedlung in der DDR.
Inspiration Elbe
Inspiriert durch eine private Begegnung mit Nachkommen Zwangsausgesiedelter im Sommer 2020 an der Elbe, ließ mich die Frage nach dem WARUM nicht los.
Zwangsaussiedlung
1952 wurden unter dem Decknamen „Aktion Ungeziefer“ und „Aktion Grenze“ mehrere Familien im Sperrgebiet, entlang der innerdeutschen Grenze zwangsausgesiedelt. Unangekündigt kamen Grenzsoldaten mit der Anweisung innerhalb 48 oder gar nur 24 Stunden persönliche Sachen für den Umzug zu packen. Wo es hingehen sollte, wurde niemandem der Betroffenen verraten.
Wie kann es sein, dass 1952, wenige Jahre nach Kriegsende, wieder Menschen ihre Heimat verlieren? Dass sie gezwungen werden diese zu verlassen? Wie kann es sein, dass wieder Menschen über andere bestimmen und sie ihrer Heimat verweisen? Wie kann es sein, dass wieder Menschen entmenschlicht und als Ungeziefer betitelt werden?
Wie war das für die Menschen, die plötzlich von einem Tag auf den anderen ihre Heimat verlassen mussten? Was nimmt man mit, wenn nur 24 Stunden bleiben um sein Leben umzusiedeln? Was geht in einem Menschen vor, der so eine Nachricht erhält? Wie schwer muss diese Sehnsucht nach dem zwanghaft verlassenen Ort sein?
Was bleibt von der Heimat? Was bleibt von den Menschen?
Was bleibt?
Eine Recherche
Unter dem Projekttitel „HEIMATSEHNEN – Zwangsaussiedlung in der DDR – Eine Recherche“ werde ich Geschichten ehemaliger Zwangsausgesiedelter recherchieren. Der Fokus liegt auf Gesprächen mit Expert*innen, Archivrecherche und Interviews mit Zeitzeug*innen und/oder Angehörigen. Durch die Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutsche Teilung, die sich mit der Aufarbeitung der Grenzgeschichte(n) befasst, werden die ersten Kontakte zu Expert*innen und Zeitzeug*innen entstehen.
Ziel ist eine Materialsammlung zu Opfern und Tätern der Zwangsaussiedlung, als Grundlage für eine weitere künstlerische Auseinandersetzung mit der Thematik.